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Geschichte - Zusatzkurs bei Herrn Rhein
von Vera Schierbaum und Annette Ziegenhagen
Nun hatten wir also Anfang der 13 doch noch Geschichte aufs Auge gedrückt bekommen.
Sinnigerweise wurde dieser Geschichte-Zusatzkurs auf dem Stundenplan mit GZ
abgekürzt, was soviel bedeutet wie Geschi-Zwang: ein Haufen geschichtsdesinteressierter
Schüler wird zweimal in der Woche in einen Klassenraum gesperrt ohne die Möglichkeit,
dem fünfundvierzigminütigen Monolog zu entfliehen. Aber so zwanghaft war das
ganze dann doch nicht. Wir fanden nämlich bald heraus, daß Rhein’sche Monologe
zeitweise gar nicht so unwitzig sind, wenn man davon absieht, daß es sich hierbei
um Wiederholungen handelt. So bekamen wir dann des öfteren Ausführungen über
die drei Sparten des menschlichen Geistes zu hören: Physis, Ratio und Emotio.
Wir lernten aber auch für das Leben notwendige Dinge, wie z. B. wie man pünktlich
zum Unterricht kommt. Allen jetzigen und zukünftigen Oberstüflern sei gesagt,
daß man sich mit "Schlagring und Stilett" am besten den Weg durch die Kleinen
schlagen kann, Auch kulturell (wobei wir den Kulturbegriff wider besseren Wissens
falsch verwenden) wurden wir von unseren Herrn Doktor gebildet, der uns außer
dem Begriff "Kultur" auch die Politik durch Wilhelm Busch näherbrachte. Ich
glaube Julia, inzwischen weißt Du ganz genau, daß "zur Arbeit (...) kein Bub
geschaffen" ist, oder ?!? Aber das mit den Buben und ihren Namen war auch noch
immer so eine Sache für sich bei Kurt-Peter. Dirk Wilden und Markus Schiffer
wurden stets nach dem Rhein’schen Motto "Ich weiß nicht, was mir mehr wurscht
ist" oder auf Latein "Nescia, quid mihi magis forcicametum esset" angeredet.
Das wußte er wohl auch nicht, wenn er uns "reihenweise abfragte". Komischerweise
bestanden demnach unsere Reihen nur aus einzelnen Personen, was dem optischen
Bild der Reihen nicht ganz entsprach, da wir keine Reihen in unseren Kursräumen
hatten. Aber über den Schwierigkeitsgrad dieser Prüfungen läßt sich nicht streiten,
denn das fehlerfreie Vorlesen geschichtsspezifischer Sachtexte (zur steten Erinnerung
(oder Auffrischung ???) auf 1.000 Blättern in unseren Heften aufbewahrt) macht
Abiturienten bekanntermaßen genausoviel Mühe, wie das Beantworten von Fragen,
auf die es Höchstens zwei mögliche Antworten gibt. So kamen wir dann mit wenig
Aufwand, wenig Wissen und wenig mündlicher Beteiligung je nach Sympathie an
mehr oder weniger gute Noten. Obwohl, wenn man mündliche Beteiligung mit unterhaltsamen
Zwischenrufen aus der letzten Reihe gleichsetzt, dann habt Ihr habt gut abgeschnitten,
Robi und Quietscher, und den Unterhaltungswert dieses Kurses enorm gesteigert.
Eure Kommentare waren nämlich spontan und nicht aus einem seit Jahrzehnten bestehenden,
niemals verändert oder erweitert wordenen, Repertoire genommen (Nähere Informationen
oder Beispiele aus diesem Repertoire sind in der letzten Abizeitung zu finden).
Alles in allem kann einem in einem Geschi-Zwang-Kurs fast nicht viel besseres
passieren, als Herrn Doktor Rhein zu bekommen.
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