|
Evangelische Religion - Grundkurs bei Herrn Eichhorn
von Arnhild Althof und Simone Glasmacher
Neun Jahre lang hatten wir mit nur einem Lehrer Religion, dem einzigen, der
alle Jahrgänge mit evangelischen Theorien, Thesen und Geschichten versorgte.
Er ist nicht gerade groß und macht seinem Name alle Ehre: er sammelt
Videokassetten, alles über Sekten usw. und sieht auch so aus wie ein Eichhörnchen.
Am Anfang waren wir 14. Im Unterricht haben wir nicht gerade viel gelernt.
Aber wir wissen über das Judentum, über Moslems und haben fast alles, stundendauernde
"Bibelspielfilme" gesehen. Früher haben wir nichts zum Unterricht beigetragen,
nur Quatsch gemacht, rumgelärmt, aber wer macht das nicht? Hausaufgaben wurden
kaum gestellt, und wenn auch nicht gemacht. Aber es war immer eine gute Stunde,
Hausaufgaben anderer Stunden zu erledigen, was Herr Eichhorn natürlich immer
aufgeregt hat. Er hat(te) leider nicht genug Autorität, obwohl er uns wirklich
viel beibringen könnte, wenn wir ihm mal zuhören würden. Er war schon dreimal
in Israel und kann natürlich Hebräisch. Aber auch Englisch, Französisch, Griechisch,
Latein und Spanisch, alles fließend!
Filme gucken, war sowieso das Thema des gesamten Unterrichts. Es gibt
kaum einen der so viele Filme in der Schulzeit gesehen hat, wie die Leute von
evangelische Religion, aber die Filme, Serien usw. waren immer sehr informativ
und interessant, es gab Abwechslung. Allerdings wiederholten sich viele Dinge
immer wieder: der Projektionsraum (sollte eigentliche Reliraum heißen), fast
jede Stunde haben wir dort verbracht, zu unserer Freude, denn das hieß ja: Film!,
Filme wie "Massadah", "Anne Frank", "Holocaust", "Schindlers Liste", "Das Leben
des Brian", wir konnten nie genug davon bekommen; die Karte von Israel, die
alle mindestens fünfmal ausgemalt haben (im 5. Schuljahr das erste Mal), die
Streitereien zwischen Herrn Eichhorn und Martin / Till / Benjamin; er regte
sich immer über deren "Unruhe" auf, über das Wettrülpsen und über die "Raucherpausen"
von Benjamin und Martin, die immer mit "Ich muß mal auf’s Klo." eingeleitet
wurden und worauf die beiden kurz darauf den Raum verließen und Herr Eichhorn
hinterherjagte. Dies alles kennzeichnete den Reliunterricht.
Die Gottesdienste waren auch nie schlecht. Ab der Oberstufe wurde statt Gottesdienst
in der Kirche immer gefrühstückt und dabei wurde über "Gott und die Welt" gesprochen,
allerdings bei Kaffee, Brötchen und Nutella (nur zu empfehlen!). Wir waren deshalb
immer zahlreich da, im Gegensatz zum Gottesdienst der Katholiken.
Bis in die 13, wo der Kurs nur noch aus 6 bzw. 4 Leuten bestand, konnte Herr
Eichhorn nie richtig böse sein: er jagte höchstens mal durch die Klasse, zerrte
erfolglos an den "Nicht-Reliheften und -büchern" und ließ ein rollendes Marrrrrrtin
o.ä. ertönen, man hatte nie Angst. Obwohl wir nur noch so wenige waren, kam
leider nie ein Kurstreffen zustande; Herr Eichhorn ist ein vielbeschäftigter
Mann. Der Kurs wurde auch nie aufgelöst, da Andrea unser Kursniveau hob, indem
sie Reli als 4. Abifach hatte und folglich auch Klausuren schrieb. Das war immer
äußerst praktisch: "Herr Eichhorn, die Andrea schreibt doch bald Klausur! Da
können wir doch ‘nen Film gucken und sie üben so lange mit ihr, sie muß ja schließlich
vorbereitet sein!" Simone und ich saßen dann da, in der 7. und 8. Stunde montags,
futterten Butterhörnchen, Käsebrötchen und Kinderriegel, guckten "Schindlers
Liste" o.ä. zusammen mit Christof, der allerdings entweder Sportzeitungen las
oder auch etwas zum Unterricht beitrug.
FAZit:
Es gab also immer mehrere Gründe beim Reli-Unterricht zu erscheinen:
besonders gutes Klima, gerade in der Oberstufe; wenig zu tun, trotzdem interessant;
Private Problem- Erörterungsstunde (sehr hilfreich) und immer Zeit zum Essen.
|